Erschienen in: Nürnberger Nachrichten
Blatt: Stadtanzeiger / Im Blickpunkt
Erschienen am: Donnerstag, 28. Januar 2021
redaktioneller Text: Timo Schickler
Überschrift: Tiefenschärfe mal anders
Über 9000 Fotos hat Luftbildfotograf Oliver Acker in seinem Archiv zusammengefasst
Er hat klein angefangen, ganz klein. Als die ersten Digitalkameras auf den Markt kommen, ist Oliver Acker sofort Fan. Die digitale Fotografie wird sein Hobby - und als Motiv dienen winzige Lebewesen. „Ich habe besonders gerne Insekten fotografiert", erzählt der Nürnberger. „Da konnte ich viel mit der Tiefenschärfe ausprobieren." Damit Ameisen und Käfer auf seinen Fotos groß rauskommen, muss er ganz nah ran. Heute ist Oliver Acker bei seinen Aufnahmen so weit von seinem Motiv entfernt wie kaum ein anderer. Was heute auf seinen Bildern wie Insekten wirkt, sind Menschen, Autos oder Lkw. Denn Acker fotografiert aus mehr als 1000 Metern Entfernung. Und dennoch steht ihm dabei nichts im Weg, denn dem 38-Jährigen liegt Nürnberg und die Region zu Füßen. Oliver Acker ist Luftbildfotograf.
Flugzeug ohne Tür
Mehr als 50 Mal ist er inzwischen in der Cessna 172 Skyhawk abgehoben, immer an seiner Seite: Arzt und Hobby-Pilot Norbert Bauer. Zusammen haben sie schon Tausende Aufnahmen von Ackers Heimatstadt gemacht, mal in der Nacht den beleuchteten Hauptbahnhof oder tagsüber das Zeltnerschloss – zu jeder Jahreszeit.
Dabei ist sein Hobby aus einer Schnapsidee entstanden, erinnert sich Acker. „Ich habe mir etwas auf Google Maps angeschaut und gedacht: Das kann man doch auch selber fotografieren." Seitdem hängt er seinen Oberkörper mehrmals im Jahr aus der Cessna, bei der auf Ackers Seite die Tür ausgebaut ist, damit er alles unter ihm besser vor die Linse kriegt.
Landkreis bis Monat
Die eigentliche Arbeit beginnt für den 38-Jährigen aber erst, wenn er wieder festen Boden unter den Füßen hat. Dann gilt es, die vielen Bilder ins System einzupflegen. Schließlich sollen sie auch gefunden werden. „Ja, ich bin da schon ein Perfektionist", sagt Acker. Akribisch ordnet er die überarbeiteten Bilder nach Bundesländern, Landkreisen, Orten, aber auch nach Jahr, Monat und Datum, an dem das Bild aufgenommen ist. Genau danach können die Besucher seiner Seite www.digitale-luftbilder. de suchen - und sogar nach Jahres- und Tageszeit. Über 9000 Bilder sind dort zu finden, dafür hat der Luftbildfotograf jahrelang geackert. Und ist nun umso stolzer: „Das ist in Deutschland und vermutlich auch in Europa einzigartig.“ In Nürnberg kommt das Angebot an. „Es wird wie verrückt gesucht“, sagt Oliver Acker, „vor allem nach Straßennamen, Orten, Orteisteilen und Bauwerken." Viele bestellen sich ein Bild von ihrem Haus oder ihrem Ort, um es aufzuhängen." Vor allem klicken sich die Menschen durch Nürnbergs Altstadt. Von der hat Acker auch das meiste Material, immerhin hat er aus der schon vor längerer Zeit ein Puzzle gemacht - händisch zusammengebastelt aus 255 senkrechten Einzelaufnahmen. Das ist ähnlich beliebt wie der pünktlich zum Jahresende ausverkaufte Kalender 2021.
Leerer Airport
In dem sind wieder viele Nürnberg Bilder zu sehen - nur dezent durch Corona beeinflusst. Den Hauptmarkt hat Oliver Acker mit Riesenrad und Buden aus der Luft fotografiert - vielleicht eine einmalige Gelegenheit. Die Pandemie hat Oliver Acker nicht ausgebremst. Stattdessen ist er bis zum Frankfurter Airport geflogen, um dort zu dokumentieren, wie der Flugverkehr zum Erliegen gekommen ist. In der Luft nur die Cessna mit nur einer Tür.